Meine Schwester sagte mal, dass jeder Hund am Anfang seines Lebens einen Film gezeigt bekommt. Der Film zeigt die Rasseeigenschaften, was man als zum Beispiel als Kangal so zu tun hat und was ein
Hund so alles drauf haben muss. Dann bekamen wir nach den Dackeln den ersten Podenco. Kessi gehörte meiner Schwester. Von der Rasse hatte ich bis zu dem Zeitpunkt nix gehört. Der Hund kam um die
Ecke und ich dachte direkt dass die NSA bei uns einzieht. Alter Schwede – diese Radar-Ohren waren gigantisch. Und ließen die Optik von der Hündin echt ein bisschen ins lächerliche abgleiten.
Immer, wenn die die Pommestüten aufgeklappt hat, musste man lachen. Jeder. Dann hatte die noch einen Schlafzimmer-auf-Drogen Blick dabei und war anfangs völlig ängstlich. Angst vor wirklich
allem. Es hat ein gutes Jahr und viele Stunden am Stall und in der Stadt gekostet – inklusive meiner Nerven – bis die halbwegs erträglich war.
Der Galgo kam damals dann irgendwann von mir noch dazu – zumindest sah der mit diesen rassetypischen „Rosenohren“ (wer sich das ausgedacht hat, gehört erschlagen. Die Dinger sind nur am Kopf der
Pinzetten-Nase angebracht damit der Wind nicht die Augen rausplöppen lässt oder die Murmeln samt Knetmännchen aus Versehen bei Wendemanövern auf der Jagd nach draussen katapultiert werden) nicht
so scheiße aus wie die Hündin.
Beide waren dann irgendwann sowas wie „normal“. Wobei ich bei einem Windhund heute nicht mehr von normal sprechen möchte. Die, die einen zuhause haben, wissen was ich meine.
Die Podenco-Schlampe und das Rippchen waren sich auch oft einig. Köter gegenüber – Kernschrott und gehört gefressen. Hasi – gehört eh gefressen. Fressen was Menschen servieren – die wollen uns
umbringen. Aber hey, lass mal den Tisch abgrasen und deren unvergiftetes Essen klauen.
Meine Galgolette hatte dann wohl den Film für Rottweiler gesehen. Hab ich zumindest irgendwann vermutet. Nicht nur, dass der Knochensack einen astreinen Bodycheck hinbekommen hat. Der hat auch
beim Spielen gebrummelt, mal einen betrunkenen Mann davon abgehalten mich anzugreifen (und das nicht nur mit wildem Knochengerassel – der Galgo ist echt fies geworden!) und mit Vorliebe
Dobermänner angegriffen. Nur beim Jagen, da war der ganz Rassetypisch. Und beim Couchen natürlich.
Angesprochen wird man mit so einer tapezierten Kate Moss im Hundekostüm auch ständig. Damals – so vor 14 Jahren muss es gewesen sein – war das Internet noch nicht so präsent und ständig vor dem
Schädel des versierten Benutzers. Viele kannten die Viecher einfach nicht. Aber Tierschutz-Uschis, die gibt es schon mehr als 14 Jahre. Mein Dank gilt immer noch der verkackten Tussi, die mich am
Düsseldorfer Hauptbahnhof von der Polizei verhaften lassen wollte. Auf dem Bahnsteig. Weil ich die Rippe ja nicht füttere und sowieso total gemein aussehe. Die Diskussion mit den netten
Polizisten, die übrigens die Welt nicht verstanden hatten und dieser kreuzdebilen BMI 63 Tussi hat mich nicht nur die direkte Verbindung nach Frankfurt (mit gebundenen Sitzplatz Reservierungen
für Rippenklavier und mich, kostet ja nix!) gekostet. Diese Tierschutz-Uschi (am Stand den sie dabei hatte nur dieses Vegan for President und „Ernährt euch richtig“ – wohlgemerkt: BMI 63. Äußerst
plausibel. Äußerst!) hat mein Verhältnis zu den TS-Uschis doch recht stark geprägt. Ich kann nicht anders, ich werde sarkastisch und ironisch wenn ich auf euch treffe. Da kann ich gar nix für, is
Prägung. Tut mir auch nicht leid, ihr schreit danach. Bitte, ich bin ein netter Mensch und geb euch gern Antworten. Aber lebt mit den Antworten – ich bin geübt mit sowas zu sprechen. Und
wahnsinniger bin ich definitiv.
Schöner sind dann die Begegnungen mit Jugendlichen. Auf einem Sportplatz begab sich folgendes: Junger Mann, vielleicht 16 Jahre alt, schreit seinen Kumpel an. „Altaaa! Das ist so ein Afghane!
GUCKSTU! Hab ich schonmal in da Schule in Buch gesehen! Voll kraaaasss!!“ Schaut mich und den Galgo an, der Galgo schaut als ob der größte Abschaum der Welt versucht hat mit ihm Kontakt
aufzunehmen. Allerdings gucken die Viecher ja immer so (um dann schnell die Kurzwahl vom Psychiater anzuwählen: ES hat mich angesehen! ES! Machwas!). Ich fühle mich genötigt, den armen jungen
Mann zu bestätigen.
„Ja, ist ein Afghane. Hatte schwer Krebs und eine ellenlange Chemo, da sind dem leider alle langen Haare ausgefallen.“ – „Siehste, alda!“ sagt es zu seinem Freund und dampft glücklich von
dannen.
Ich kann nett sein. Wirklich!
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