Experte
2.1
Es gibt da ein massives Expertengefälle in Deutschland. Vielleicht auch in der Schweiz oder gar Österreich, das muss ich noch herausfinden. Generell kann man davon ausgehen, dass in
Ballungszentren die Expertendichte exorbitant höher ist. Sehr viele Menschen mit Tutnixen, die auch noch dummerweise Zugang zum Internet und anscheinend freie Zeit haben. Die freie Zeit wird
nicht für den eigenen, meist sehr selbständig agierenden Aluschalen-Tutnix verwandt. Könnte ja was bringen, so ein kleiner Sack Erziehung. Und die neuste Hunter-Kollektion wird generell nur in
der eigenen Wohngegend ausgeführt, dann sehen die anderen Aluschalen-Uschis auch direkt, dass man sich das leisten kann. Die meist weiblichen Experten in Ballungszentren lesen aufmerksam viele
Facebook-Foren, sind völlig beratungsresistent im reellen Leben und der festen Überzeugung dass alles, was im Internet steht völlig wahr ist. Hat ja jemand geschrieben, dann muss das wahr sein.
Also gehe ich davon aus, dass genau diese Uschis auch an Aluhüte, Chemtrails, nachwachsendes Erdöl glauben. Und Kriege werden nur von bösen Menschen geführt. Der eigene Hund tut
selbstverständlich nie was, der hat ja eine Flexileine mit Blümchen drauf. Und kommt aus dem Tierschutz, der hatte ne schwere Welpenzeit und dem hat ja nie jemand gesagt, wie man sich so als
Tutnix verhält. Kann ja mal vorkommen, ne?
So seid dann gefasst – wenn ihr in einem Gebiet mit hoher Expertendichte und Internetzugang mit Arschlöchern spazieren geht – dass euch gar fantastische Menschen begegnen.
Bei uns sieht das meist so aus wie in dem folgenden Beispiel:
Rheinland, beliebtes Spaziergebiet. Ich kann heute nur dort laufen weil ich diverse Termine halten muß und die Arschlöcher bei allen dabei sein werden. Ladeluke vom SUV auf, Bondage an dem
Todesstern wird heute fünf Mal überprüft. Da die Tuss heut auch noch schlechte Laune wegen Hormonen hat, bekommt die den Weber-Gesichtsgrill deluxe auf. Der Gelenkbus hat auch Laune, weil die
Hündin Laune hat. Da ist der ja flexibel. Also bekommt der ebenfalls seinen Vogelkäfig um. Der ist nicht ganz passend (etwas zu lang) und ich wollte schon immer einmal so einen
Plastik-Wellensittich besorgen und den vorne in den Käfig reinsetzen. So als Calming-Signal für das Volk. Ja, hat nen Gesichtsgrill und sieht damit aus wie Hannibal Lector, aber ist nett zu
Vögelchen. Mit ein wenig Verwirrung am Hund kommt man meistens etwas besser durch das gemeine Volk. Ist aber noch nicht geschehen, ergo geht der Gelenkbus mit vollem Serienkiller-Aussehen heute
aus. Der Todesstern trägt lieber den schwarzen Kleinen, ganz Lady halt.
Als ich vom Parkplatz loslaufe bin ich schon in bester Stimmung. Die ersten schrägen Blicke treffen auf uns, man tuschelt hinter vorgehaltener offener Kofferraumklappe. In der ein Tutnix sitzt.
„Wie kann man nur zwei solch gefährliche Hunde haben, Uschi? Guck dir die mal an! Ach, ist so eine Tätowierte. Die wollen das ja so. Immer auffallen und diese gefährlichen Kampfhunde an der
Leine. Tststs…“ Aus dem Kofferraum brüllt der Tutnix meine Hunde an. Ich bin nach drei Metern schon leicht genervt, Todesstern und Gelenkbus bereiten sich auf die Party des Jahrhunderts vor. Noch
kann ich mein Schandmaul halten und gehe einfach weiter. Was in meinem Kopf mit der Kommentatorin passiert, kann man sich vielleicht denken.
Auf der ersten Wiese angekommen, schießt der erste Leinenhamster auf mein Duo zu. Immerhin: an der Leine. Flexi. Endlich haben meine Tölen einen Grund gefunden und nehmen meine inzwischen
aggressive Grundstimmung direkt mit – es wird aufgebürstet als ob die Reinkarnation vom Galgo des Grauens in beide gefahren wäre. Alleine das Plöpp-Geräusch hätte den Leinenhamster schon mit
einer Druckwelle gegen den nächsten Baum befördern müssen. Ich wickele mir vorsichtshalber die Leinen nicht nur um die Hände, sondern halte gleichzeitig auch noch in bester Fesselungsmanier alles
irgendwie mit der Hüfte fest. Immerhin hab ich 85 kg, eine recht hohe Statik und konnte mal Rennpferde im Zaum halten. Statistisch gesehen fliege ich auch nur einmal im Jahr auf die Fresse.
Nämlich nur wenn ich nicht aufgepasst habe und der Todesstern in eine andere Richtung beschleunigt als vermutet.
Der Leinenhamster gibt alles. Aus den Augen strahlt der blanke Wahnsinn und wir werden mit aller Kraft aus der mikroskopisch kleinen Lunge angebrüllt. Ein Paradebeispiel von gesellschaftlich
nicht tragbarem, biologischem Normalverhalten entfaltet sich direkt vor unseren Füßen. Ganslosser würde vor Freude dieses deutlichen Beispiels wahrscheinlich klatschend vor Begeisterung um uns
tanzen. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Ich warte, bis das Ende der Flexileine auf dem Weg auftaucht. Und möchte dann direkt brechen. Eine Uschi. Wie sie leibt und lebt. So, wie ein
Beispielbild in unserem internen Wegweiser durch die Hundehalter-Welt aussieht. Hunter-Kollektion, natürlich voll auf Schluff, Haare hübsch, Freddy-Krüger-Gedächtnisnägel und voll mit Wissen aus
irgendeinem Internetforum. „Ohhhhhh, Paule, das ist aber nicht gut. Kommaher, Paule, ja wo isser denn?“ säuselt es vor sich hin. Flexi wird keinen Millimeter eingezogen. Vermutlich weil der
Rückschlag den Hund mit einem Schnack an den nächsten Baum befördern würde und ich dann ein Tutnix-Mandala bewundern dürfte. Aber man weiß es ja nicht.
Ein schräger Blick auf meine tobenden, aber immer noch bei mir stehenden Arschlöcher. „Warum tragen die denn einen Maulkorb?“ Die Frage aller Fragen. Warum richtest Du eine Waffe auf mich,
Schatz? Warum gibt es Warnschilder? Warum darf man Flugzeugtüren in 10.000 Meter Höhe nicht öffnen? AUS GRÜNDEN, verdammt nochmal! Weil Wissenschaftler das herausgefunden haben!
„Aus Imagegründen. Sonst werden die von so Zwerghamstern nicht ernst genommen.“
Die Murmeln in den Hirnen meiner Köter klacken hörbar aus den Ohren und suchen das Weite. Brüllender Leinenhamster, eingefrorener Mensch an der Leine vom Leinenhamster: Deutliche Gefahr für
Frauchen. Die Idiotenbürste wird ausgepackt. Es wird gefährlich – für mich. Kein Baum zum festhalten in adäquater Nähe, urteilsresistente Uschi vor mir und eine Töle, die ohne weiteres Nachmessen
in den Pfotenzwischenraum vom Gelenkbus verschwinden kann. Da ich nicht nur um die großartige Blödheit mancher meiner Mitmenschen weiß, rattert mein Notfallplan los. Hundehirne, auch wenn sie
situativ nur aus Glitzerknete, Murmeln und einer Blackbox mit Kabelbrand bestehen, bewerten anders als menschliche Hirne. Das Hundehirn kategorisiert nach Größe und Oberflächenbeschaffenheit.
Also haben wir einen Wehrhamster vor uns, der deutlich ins Beuteschema meiner Arschlöcher passt. Abendbrot. Mit Füllung und schön warm.
Da ich auch noch weiß – etwas, was die Uschi bestimmt noch nicht im Internet nachgelesen hat – dass bei einschränkenden Maßnahmen der Blickkontakt elementar ist, rupfe ich meine Leinen an mich
und marschiere los. Der Gelenkbus hat den Anker noch liegen, also wird der noch mit einem (ACHTUNG!) Leinenruck (in der Hoffnung dass der das überhaupt mitbekommt) in eine andere Richtung
gezerrt. Nämlich weg von der Beute. Gelenkbus röchelt noch ein ARRRRSCHHH!! ISCHKRISCHDISCH!, der Todesstern tobt wie ein Sturm der ersten Güte. Ich schleife die beiden von dannen und beschließe,
direkt zum Auto zu dackeln. Noch ein Experte und ich werde zum Massenmörder. Vielleicht nimmt mich dann endlich jemand ernst. Ein bisschen.
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Kathrin (Freitag, 30 September 2016 15:12)
Ach, tröste Dich. Ich hab eine kleine (!) weisse (!) plüschige (!) Töle und bekomm´ bei den Uschis auch Plaque. Ich hatte allerdings vor der Puffwurst ne Galgo (hahaaa, Statuenstehen at ist best), einen Rottweiler und einen Schäferhund. Es ist egal, was man an der Leine hat, Uschis wissen IMMER alles besser und haben IMMER tutnixe, die man auch nicht disziplinieren muss, weil sie ja nix. tun.
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