Mein kleines Pony

Pferde hatte ich ja auch – auch so Arschlochgeräte waren darunter. Das waren ehrlich gesagt die besten. Die hatten wirklich Charakter und haben den auch vertreten. Ihr könnt euch garantiert denken wie. Hab ich auch ne Menge von gelernt. Vor allem, dass ein Reithelm richtig Sinn macht.
Bei den Pferden war ich auch immer eher die rustikale – im Winter ne Decke? Hau ab, die haben Winterfell! Und sehen auch noch total witzig plüschig damit aus! Ein bisschen wie ein explodierter Hamster auf Stelzen. Hatten die ohne Decke nicht, und deswegen fand ich die schon weniger lustig.

 

Bei den Hunden, die mich früher so umgeben haben, kam man überhaupt nicht auf die Idee denen was anzuziehen. Der Killer-Dackel der Familie hätte mich wohl einmal mehr gebissen. Allerdings wäre der mit so einem Pelzkragenteil (es gibt ja inzwischen Sachen für die Hunde, da kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr raus!) auch nicht so leicht in irgend einem Bau verschwunden. Plöpp, festgesteckt, rausgepflückt. Das wäre definitiv einfacher gewesen als ausbuddeln.

 

Als der Galgo einzog, hab ich mir da ehrlich gesagt immer noch keinen Kopf drum gemacht dem Vieh im Winter was anzuziehen. Trotz fehlender Unterwolle und absolut keinem Gramm Fett an den Rippen ist der in den ersten Jahren auch ganz gut durch sämtliche Untiefen von Schnee, Schneeregen und eiskaltem Rhein gekommen. Der hatte so dermaßen lange Kackstelzen dass sein Bauch eh nur beim Spielen mit dem Schnee in Berührung kam.
Dummerweise wurde his Gomezness aber dann noch mal älter. Im Alter friert man ja schneller (also, ich zumindest). Als Windhund-Halter bist Du spätestens nach einem halben Jahr an so jeden Figur-Spruch ob der Rippentöle immun. Wenn diese wandelnden, tapezierten und alternativintelligenten (blöd hört sich immer so un-nett an) Knochenkarusselle so durch die Kälte zittern sieht das schon spektakulär aus. Vor allem für Mitmenschen, die voll keinen Plan haben, aber alles total gut wissen.
„FÜTTERN SIE DEN NICHT????“ – worauf mein damaliger Lebensgefährte (1,90m groß und sagenhafte 65 kg, also völlige Windhund-Figur) die Fragestellerin total ernst anblickte. Er sah auf mich, sah auf sie zurück und entgegnete wirklich todernst: „Meinen Sie, dass wir bei der was zu Essen bekommen?“ Ich hab mich fast an meiner Bratwurst verschluckt vor Lachen, die Frau gab dem armen dünnen Mann mit dem noch ärmeren dünnen Hund recht und guckte mich strafend an. Ich hab es natürlich vorgezogen, mir die Reste der Bratwurst sofort und auf einmal rein zu pfeifen. Ab 200 Gramm antwortet es sich schlecht, perfekt aus der Affaire gezogen.

Trotzdem tat der Galgo mir irgendwann mal leid, der hat tatsächlich richtig gefroren. Also sollte er eine Decke bekommen. Aber nix mit Swarovski-Gedrisse, bunt oder Kragen. Ne Stalldecke halt. Die hab ich auch gefunden, bei einem Pferdesport-Versandhändler. Original wie die Decken für die Pferde, nur halt in Mini-Shettygröße für den Hund. Geordert – der aaaaaarme Galgo musste nicht mehr frieren.

 

Dachte ich. Rechnung ohne das Rippenklavier gemacht.

 

Decke kam an, ausgepackt, freudestrahlend dem Rippchen übergeworfen. Der erstarrte zu einer wunderschönen Windhund-Figur von Hutschenreuther. Und blieb auch so. Ich bin um den rum getanzt, hab ich gezogen, geärgert – Nada. Dat Vieh war eingefroren. Decke runter – zack, Hund weg. In die Sicherheit der Couch. Ok, dachte ich mir: Challenge accepted. Galgo vor die Tür gezerrt, in den Schnee, gewartet. Er fängt an zu zittern. Zack, Decke drauf und voller Stolz gewartet, dass das Arschlochtier jetzt total stolz auf mich ist. Ich guck ihn an – Hutschenreuther Windhundfigur. Nix zu machen. Freeze. At its best.

 

Bis ich den im Schritt mit Decke zum laufen überreden konnte – Windhundbesitzer kennen diese katzenartige Sturheit dieser wundervollen Kackbiester – vergingen Monate. Nach einem Jahr hat der Inselbegabte dann festgestellt, dass man in der Decke warm bleibt und sogar laufen kann. Immerhin. Manche laufen auch nach Jahren noch mit den Dingern, als ob denen gerade Schnellzement über die Hirse gegossen worden wäre.

Die Molosserfront ist da gechillter. Der Gelenkbus sieht das Teil als riesengroße Dackelgarage und zieht es einfach an. Läuft los, passt. Wird man nicht naß (geil!), hat nen warmen Rücken und wird hinterher nicht so dolle geputzt. Nur dass die Uschi sich beim Spielen an noch mehr Falten rantackern kann ist blöd.
Und dem Todesstern… der ist alles egal. Der könnte ich auch ne Rolle Kabelbinder um den ganzen Körper binden, würde die ziemlich drittens interessieren. Backsteine wären blöd, die bremsen.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    christine baaske (Mittwoch, 31 Mai 2017 23:25)

    cool,
    als Besitzer eines griechischen Straßenhundes - ich bilde mir ein, da ist Windhund drinn -
    kann ich manche Szenen gut nachvollziehen. Ich hab mich weggelacht.
    meine zweite "Griechin" ist eher so ein Mini-Rambock.
    Manche Redewendungen, Kosenamen usw kann siche nur ein Hundebesitzer verstehen. Hun und wieder finde ich die Ausdrucksform etwas übertrieben.
    Aber ich musste oft lachen - weiter so.
    Bisher habe ich nur den Block gelesen, aber ich liebäugele doch mit dem Buch..
    Mal sehen