Der Todesstern schlägt zurück

Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Todesstern eigentlich eine High-End-Version vom Galgo ist. Nur dass ich bei der ein bisschen selbst mit verbockt habe. Die hatte ich ja schon von Welpe an, beim Galgo konnte ich alles auf den Status als wunderlichen Tierschutzhund schieben. Und natürlich auf ne (mir zwar unbekannte, aber dennoch) völlig blöde Aufzucht. Ja, auch ich hab mal so eine Argumentationskette gehabt. Zwei Welpen später halte ich meinen Rand.

Diese Argumente fehlen mir wirklich beim Todesstern. Vor allem, wenn die sich auch noch entgegen meiner vorherigen Ankündigung „Arschlochhund!“ total gut benimmt. Oder umgekehrt. Inzwischen sage ich einfach nur noch: Keine Ahnung wie die heute drauf ist. Künstler halt. Weiß man nie, ne?
Je nach Füllstand der Glitzerknete im schwarzen Schädel macht das Mädchen abstruse bis recht originelle Sachen. Verhaltensoriginelle Sachen. Entbehren jeder menschlichen Logik.
Letzte Woche traf ich mich zu einem gemeinsamen Spaziergang. Nach dem üblichen „das kleine Schwarze erst mal nicht angucken bitte“ mache ich den Kofferraum auf. Todesstern guckt, ich erwarte das übliche rumgebelle. Fremder Mensch! AAAAHHHH! Frauchen – pass auf! Geräusche! Hülfe! Ich kenne es und bin davon nicht beeindruckt. Dem Todesstern ist noch nie was passiert, alle Menschen waren immer sehr freundlich zu ihr – trotzdem, sie sagt dass das alles gefährlich ist. Oder besser wohl die besoffenen Sturmtruppler im Neglige, die in ihrem Kopf wohnen. Was macht die Tussi? Guckt raus, guckt den fremden Menschen an – und springt aus dem Kofferraum bevor ich die an die Leine nehmen kann. Und läuft nen Bogen, kommt zurück (???) und benimmt sich. Kein Bellen.
Grmpf. Natürlich darf bei mir keiner ungefragt aussteigen, also zurück in den Kofferraum. Dort angeschnallt und wieder raus. Immer noch nix. Ich fühle mich wie ein Idiot, aber da hab ich Übung drin. Beim Spaziergang, etwas später, müssen wir an einem eingezäunten Privatgrundstück vorbei. Mit zwei bellenden Golden Retrievern. Motzi hält den Rand (?????? Ich frage mich ernsthaft, ob die Sturmtruppler die Glitzerknete gegessen haben und davon ins Koma gefallen sind.). Dafür brüllt der Gelenkbus los wie ein Kämpfer in nem schlechten Film. Inklusive Idiotenbürste, Kugelfisch und ganz viel Seiher. Alien für Hundefreunde halt. Das kann der Todesstern nicht auf sich sitzen lassen und brüllt mit. Reflex. Aber jetzt kommt es noch besser: Da ich an dem Tag mal wieder in Büroklamotten unterwegs bin (der Schlamm auf den Sachen ist mir ja drittens, aber das Schuhwerk … war nicht gut ausgewählt. Egal, muss ich durch.) und meine Wald-Ausgeh-Schuhe vergessen habe, rutsche ich auf Chucks hinter dem Rüden her. Ich bitte die Begleitung, den Pfosten zu nehmen. Bevor ich nen Salto rückwärts in die große Schlammpfütze mache mangels ordentlichem Grip mit den Arthrose-Füßen.
Kaum ist die Leine in der anderen Hand – Ruhe. Der Gelenkbus schreitet von dannen (tonlos, sämtliche Luft wird abgelassen und die Krallen eingefahren). Ich zweifle an meinem Können, Verstand und meiner Existenz. Das Chakra von mir muss grausam sein. Oder die Hunde machen grad Experimente mit mir.
Am gestrigen Tag lief es nicht anders: Mein bester Freund kommt zu Besuch. Er schellt. Brieftauben und berittene Boten waren alle. Also kann Motzi ihr bestes Schell-Bellen auspacken. Die wird per Schluppen des Todes (Birkenstock mit Kuhfell. Gleicher Effekt wie Teletac und Stachelhalsband zusammen.) auf den Platz geschickt. Mein bester Freund betritt die Wohnung – wird kurz angemoppert und dann als „Ey, FREUUUUND!!! ALTAAAA!!!“ erkannt. Die kleine Todesstern-Schlampe hat sich den Rest des Abends nicht mehr von ihm weg bewegt, lag auf dem Sofa mit dem Hintern immer in Nähe seiner Hand und ich war abgemeldet. Toll. Der Rüde lag nur noch glückselig um uns herum. Natürlich habe ich mich lauthals beschwert (ich habe Kekse gegessen. Reichlich. Beschwert ungemein habe ich festgestellt.), allerdings nimmt mich hier anscheinend keiner mehr ernst.
Skandal – ich sollte den Tierschutz anrufen. Oder Knete nachfüllen. Sonst hab ich nix mehr zu schreiben, verdammt! Die werden im Alter doch nicht noch lieb und am Ende noch ein Tutnix, oder?
Ich find Flexileinen doch so blöd. Vor allem sind die für diese Grösse Hund ja eher so transportable Rolladenkästen. Mal schauen wie es weiter läuft und ob ich herausfinde was die mit mir vorhaben….

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Kommentare: 10
  • #1

    Loretta (Donnerstag, 14 April 2016 12:57)

    Ist das aus dem Buch? Kann den Gedanken dahinter entdecken, dass es lustig sein soll, habe aber leider keine Ahnung von Gelenkbus, Todesstern, Sturmtruppler sind und kann überhaupt nicht folgen. Geht es um einen Hund? Mehrere? Vom Beginn bis zum Druck nur drei Monate, manchmal ist weniger halt nicht mehr. Schade, fand es eigentlich vielversprechend. Wünsche viel Erfolg.

  • #2

    Anja (Sonntag, 21 August 2016 19:54)

    Ich lach mir hier grad den Arsch ab....hab Dich durch Zufall entdeckt und freu mir ein Loch in die Mütze. Ich werd mich mal bei Dir einklinken, bin ab sofort ein Fan. DANKE!!!

  • #3

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    Bianca Weber (Montag, 29 Mai 2017 07:15)

    Ich denke es ist besserfür Sie, wenn Sie Ihren Hunden ein BESSERES Zuhause schenken. :) Wenn sie so über ironisch Ihre Hunde schreiben, haben Sie auch kein Recht oder Grund welche zu halten.

  • #8

    Susanne Schulte (Montag, 29 Mai 2017 13:12)

    @Bianca Weber: Dann haben Sie das Wort "ironisch" wohl nicht verstanden...
    Jeder, der selbst Hunde hat, wird die Ironie verstehen und lieben.
    Tolles Buch, Frau Hachmann. So witzig. Weiter so.

  • #9

    Antje Hachmann (Dienstag, 30 Mai 2017 14:12)

    Hallo Frau Weber!
    Ich habe die Hunde gefragt. Die wollen nicht ausziehen weil die mich eigentlich ganz witzig finden und auch unser Leben soweit ziemlich cool finden. Der Rüde hat Angst, dass er dann nicht mehr bei seiner Rothaarigen im Bett schlafen darf (durchaus berechtigtes Argument). Der Hündin graust es vor Fremden Menschen und lässt ausrichten, dass Sie weder mich, noch unsere tatsächliche und reelle Situation und noch schlimmer - die Hunde persönlich kennen um eine adäquate Beurteilung der Haltungsgefährdung der Hunde durch Ironie und Sarkasmus seitens des blöden Frauchens abgeben können.

    Kurz gesagt: Den Hunden geht es prima. Sagt auch die Betreuerin, in deren Armen die beiden sich täglich suhlen dürfen während Frauchen die Kilotonnen Futter erarbeitet, welche die Tölen verdrücken können. Und Geld für Tierarzt, Auto, Körbchen und co. verdient.
    Ach ja, geliebt werden die auch. Nämlich von der ganzen Familie.

    Nachdenken - kennenlernen - dann schreiben. Notfalls fragen.

    Herzlichst,
    Antje

  • #10

    Mary (Freitag, 14 Juli 2017 10:20)

    "Dem Todesstern ist noch nie was passiert, alle Menschen waren immer sehr freundlich zu ihr – trotzdem, sie sagt dass das alles gefährlich ist."
    Oh ja, die Tierschutzausrede hätte ich auch gern, aber 'leider' ist meinem Hund auch noch nichts schlimmeres passiert, als angerannte Kinder, die beim ersten Hundeton panisch umdrehen ;-) Ich schiebe es jetzt immer auf die unbekannte Genetik bzw. die Mutter, die auch schon keine Menschen mochte 8-)
    Und das mit der Logik. Danke! Wenn mein 'Alle-Menschen-sind-Gefahr'-Hund plötzlich freudestrahlwedelnd zu einer völlig unbekannten Frau hin rennt, hab ich auch nur noch Fragezeichen im Kopf. Ändert sich dann meist auch spontan wieder, sobald die Frau anfängt zu sprechen. hups.