Camino - Glaube (2)

Was so ein Camino und Car Camping im SUV bringt?

Nicht nur ich selbst habe den Kopf mal woanders. Aus allem raus und mit sehr einfachen Dingen beschäftigt. Wo stehen wir heute Nacht, welche Wildtiere könnten kommen, kann ich das Auto Dach auflassen oder wird es regnen?
Schnöde Sachen, über die wir uns sonst keine Gedanken machen: Wie oder wo gehe ich aufs Klo, wo duschen. Geht es den Hunden mit meinem Weg gut?

Heut morgen denke ich - die paar Tage sehr weit weg von hier, dem Alltag, dem Zeug was mich grade extrem belastet, haben den Hunden noch mehr gut getan als mit selbst. Oder vielleicht grade uns? Als "Rudel" obwohl ich den Begriff komisch finde? Ich bin nun mal kein Hund denke ich dabei immer.
Doch heut morgen - und gestern - habe ich gemerkt wie ein paar Tage 24/7 mit den Hunden unter freiem Himmel gerade der Uschi, dem Todesstern a.D. eine extreme Wandlung anheim taten.

In der Boulderhalle in Düsseldorf hatte sie zwar Stress (Menschen! Geräusche! Argh!) - hat es aber ausgehalten. Sich gefreut wenn sie Bestätigung bekam dass ich "da" bin und achte. Ist irgendwann runter gefahren, wo sie sonst nie runter fahren würde. Vielleicht auch weil ich ihr nie die Chance gegeben habe?

Heute früh beim Laufen kamen auf der anderen Seite der Straße Hunde und sie hat - an lockerer Leine - nur geschaut. Kein Brüllen, kein Theater.

Des Rätsels Lösung für uns? Ein kleiner Stein zum Ausruhen auf dem Weg? Hab ich trotzdem ich es kognitiv besser weiß völlig übersehen, dass es die gemeinsamen Erfahrungen, ob es mit den Hunden oder dem Partner / anderen Menschen, sind die ein gutes und vertrauensvolles Miteinander erst möglich machen, auf eine solide Basis stellen?
Für Uschi bedeutet es, dass sie sich darauf verlassen kann, dass ich da bin wenn sie nicht mehr weiter weiß. Das hätte mir in dieser Zeit kein Training gebracht. Und - wer sich an den Beitrag über uns im WDR erinnert: die Sequenz wo Peter (Mein Trainer) mir sagt, dass Uschi in Notsituationen nicht mich fragt was zu tun ist? Das hat mich sehr getroffen.
Hab mich gefragt wieso.

Seitdem wir zusammen geschwommen sind, übernachtet haben auf kleinstem Raum, zusammen waren und unser "überleben" gemeinsam bestritten haben - ist es schlagartig anders. Ich bin überrascht. Von vielem. Und hoffe, noch mehr solcher Erkenntnisse auf dem Weg aus meinem Sumpf heraus mit meinen Freunden aus Fell und Sabber ermöglicht zu bekommen.

Antje

PS: Ich möchte mich übrigens herzlich für die Begegnungen bedanken, die wir erleben durften. Dafür, dass es Leute gibt die uns einfach ihren Grund für ein Danke zur Verfügung stellen. Unseren Weg ein Stück begleiten und bereichern. Die Gesellschaft ist zwar komisch geworden - aber ich erlebe dank dem "Arschlochhund" auch sehr viel positives mit Menschen. Es gibt genug, die einem ein Stück helfen und mal kurz Boden geben, wenn man selbst keinen mehr hat. Mit Achtung und Respekt.
Es gibt genug Leute, die verstehen. Dafür bin ich Mega dankbar - und freue mich auf mehr.
Der nächste Stopp wird am Bodensee sein. Sagt der Bauch. Eine Wanderung mit Jürgen und Klettern, Berge und Wasser stehen aus.
PPS: Ich liebe Dich.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    elfenfall (Freitag, 18 August 2017 14:57)

    Im letzten Urlaub in Yorkshire, fernab jeder Verbindung zur virtuellen Außenwelt, habe ich festgestellt, dass mir Facebook und Co. nicht guttun. Immer auf der Lauer nach dem nächsten Posting oder einem „Like“, immer in der Warteschleife, die Gedanken kreisten oft nur um dieses Thema… eine echte Sucht. Kaum zuhause habe ich meinen Zugang löschen lassen und bin nun - was das angeht - "clean".

    In den letzten Wochen blitzte allerdings immer mal wieder der Gedanke auf: Neues von Antje und den Arschlochhunden wäre irgendwie nett. Obwohl es, aus Gründen - wie ich jetzt weiß, auch auf FB vorher schon sehr still gewesen ist.

    Aus Deinen Geschichten, die irgendwie auch unsere sind, habe ich Kraft und die Bestätigung erhalten, dass es mehr unperfekte Hunde und Halter gibt, als es gemeinhin den Anschein hat. Wobei ich wenigstens die Ausrede habe, dass meine unmöglichen Tölen alle aus dem Tierschutz sind.

    Ich wünsche Dir für Deinen Weg, dass es der Richtige ist und Du ausreichend Kraft schöpfen kannst, um in dieser Welt zu bestehen. Berichte bitte weiter, wenn Dir danach ist.

    Falls es Dich zum Klettern nach Duisburg in den Landschaftspark verschlagen sollte, wir haben Platz, einen Grill und jede Menge Wald für ausgedehnte Wanderungen vor der Haustür.
    LG Andrea